Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob der Begriff "Sammler" überhaupt auf mich zutrifft. Alle Menschen, die Sammler genannt werden, oder sich selbst als Sammler bezeichnen, haben sehr früh schon ihre Sammelleidenschaft entdeckt. Schmetterlinge, Briefmarken, Schokoladenpapiere, Fussballerportraits im Suppentütchen, Grafiken oder 100.000 von aufgeschriebenen Autokennzeichen waren Objekt ihrer Sammelleidenschaft. Ich habe nie etwas gesammelt - wenn doch, dann Eindrücke und Begegnungen.

Wenn ich von A nach B fahre, gilt meine erste Überlegung, wie kann ich von B nach A gelangen, ohne denselben Weg zu benutzen. Neue Eindrücke, neue Perspektiven, neue Ansichten sind für mich Ausdruck der Freude an Neuem. "Life is like a never-ending holiday", solange jedenfalls, solange es sich nicht wiederholt. Langeweile ist der schleichende Tod. Sammeln ist stets auch ein Stück Realitätsverlust, der Irrglaube, Eindrücke manifest werden zu lassen und damit ein Stück Unvergänglichkeit zu erlangen.

Urlauber dokumentieren mit Video und Fotoapparat ihre Ausflüge aus der Tristesse des Alltags. Papiergewordene Schnappschüsse, abfotografierte Aussichtspunkte, "Bella Vista" sind die Anfangsgründe der Sammelleidenschaft. Ballermänner sammeln Besäufnisse, Vielflieger sammeln Meilen - alle sammeln, nur ich sammle nicht!

Sammeln ist das Gegenteil von Schwerelosigkeit.

Ok, ich bin kein Sammler, sondern ein begeisterter Ausstellungsmacher. Ich liebe es, Ausstellungen zu arrangieren, Dinge zu entdecken und die Auswahl meines Previews zu präsentieren.

Es hat mich stets mit Freude und Stolz erfüllt, eine gute Ausstellung zusammengestellt zu haben, mit Werken, die oft noch niemand vorher gesehen hatte, mit Arbeiten, die neu waren, die ich entdeckt hatte, für die andere im Vertrauen auf meine Kennerschaft (Eintritts-)Geld ausgaben, um sie ebenfalls zu sehen.

Arbeiten zu entdecken, zu beschaffen, ist das eine, Arbeiten nach Ausstellungen zurückschicken, verpacken, versichern, Carnets ausfüllen and so on - das ist das andere. Einfacher ist es, sie einfach zu behalten. Man kann dann bei Folgeausstellungen in den eigenen Fundus greifen, man kann schöne Arbeiten an zwei Stellen gleichzeitig zeigen, vorausgesetzt man verfügt über sie, man kann spontan die Hologramme verteilen, man ist unabhängig als Ausstellungsmacher.

So gesehen, bin ich ein Ausstellungsmacher, der seine Ausstellungen sammelt - komisch, ich bin doch gar kein Sammler.

Matthias Lauk spoke in the Collectors' Forum.
English text

   
     
Exhibition of work by Melissa Crenshaw & Sydney Dinsmore
at the
Museum for Holography and New Visual Media, Pulheim, Germany, 1990.
Pulsed reflection holograms on photographic hangings.
Photo © Museum für Holographie & neue visuelle Medien
   
     
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